zu Beethovens Klavierkonzert Nr. 3, Largo
Öl und Sand auf Leinwand
50 x 60 cm
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AN DIE NATUR
Wer immer dir ein hübsches Liedchen reimt,
der droht, in Plattitüden zu versinken
und Goethe sträflich hinterherzuhinken.
Doch ich riskiere, dass die Muse weint
und plappere von deinen Märchenwegen.
Dort kriechen Wurzeln wie vergreiste Schlangen,
um einen Kobold aus Granit zu fangen.
Du spottest ihrer Jagd mit kaltem Regen
und streichst als Windhauch durch das nasse Gras,
als wär' es Flaum auf einem Kinderköpfchen.
Auf jedem Halm posiert ein Wassertröpfchen
wie eine Elfe aus Muranoglas.
Zwei Gipfel wandeln sich zu Streuselkuchen
im Purpurlicht, mit dem du sie liebkost.
Der Wasserfall, der durch den Abend tost,
versteckt sich hinter hochbetagten Buchen.
Da fließt ein Obsthain in die Dämmerung.
Selbst im Dorado meiner schrillsten Träume
gibt’s keine lieblicheren Apfelbäume.
Und wie du duftest: Minze, Heu und Dung!
Was du auch darstellst, du wirfst Riesenschatten.
Sogar als Wildbach wirkst du majestätisch.
Dank dir klingt jeder Grillenfurz poetisch,
und mancher Schmierfink reift zum Literaten.
Dein Klang, dein Abendlicht, die Szenerie,
das Erdreich unter deinen Blütenfloren -
sie alle haben ihren Frieden nie verloren
und strotzen vor Elan und Euphorie.
Das Glücklichsein scheint ihnen angeboren.
Bei Gott, ich wär‘ so furchtbar gern wie sie!
© Marc Andeya-Trefny